Employer Branding — dein Unternehmen als starke Arbeitgebermarke
Employer Branding, was ist das eigentlich? Wie wird ein Unternehmen zu einer attraktiven Arbeitgebermarke? Und wieso ist es so wichtig für nachhaltigen Erfolg?
Wie so viele von uns tragen auch Sie bestimmt seit Jahren die gleiche Schuhmarke. Es gibt bestimmte Attribute, die Sie im Laufe der Zeit überzeugt und an die Marke gebunden haben. Entsprechend haben Sie keinen Anlass dazu, die Schuhmarke zu wechseln und deshalb wird Ihr nächstes Paar Schuhe wahrscheinlich erneut von einem Nike Swoosh oder den drei Balken von Adidas gekennzeichnet sein. Zufriedenheit führt zu Bindung – privat und beruflich.
Veränderungen verlangen Anpassung
Genauso wie Sie von ihren Schuhen gewisse Dinge erwarten, tun Sie dies auch von einem Arbeitgeber. Und wenn Ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigt sind, dann bleiben Sie der Marke eben treu. Und genau als eine solche Marke sollte auch ihr Arbeitgeber auftreten. Als eine Marke, die es schafft, bestehende Mitarbeitende langfristig zu binden, aber auch neue zu gewinnen. Gelingen soll das mit einem effektiven Employer Branding.
Dem immer prekärer werdenden Fachkräftemangel kann man nicht mehr mit einer blossen Rekrutierungskampagne entgegenwirken. Der demografische Wandel und die damit verbundene Transformation des Arbeitsmarkts machen Veränderungen im Employer Branding notwendig. Es braucht eine konsequente Langzeitkommunikation und Authentizität – nach innen und nach aussen. Doch, wie gelingt das?
Jedes Unternehmen will sich auf dem Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber positionieren, um so potenzielle Bewerber:innen anzusprechen. Es muss eine Anziehungskraft für Arbeitnehmende entwickelt werden. In den vergangenen Jahren haben sich die Bewerbungsprozesse für Stellenausschreibungen tiefgreifend verändert. Die Zeiten der endlosen Auswahl sind längst vorbei. Inzwischen können sich die Fachkräfte den Arbeitgebenden aussuchen und nicht mehr umgekehrt. Und genau an diesem Punkt muss das Employer Branding ansetzen. Das Unternehmen muss zu einer Arbeitgebermarke werden, die sich in ihrer Form von der Konkurrenz abzuheben weiss.
Auch wenn sich vieles zu ändern scheint, gibt es einige zentrale Punkte, die weiterhin zu beachten sind. Der wichtigste ist, dass Employee Experience ganzheitlich gedacht werden muss. Es geht darum, den Employer Brand als Ganzes erlebbar zu machen. Wie bereits erwähnt, wird eine banale Kampagne nicht ausreichen, um sich das Etikett eines nachhaltig attraktiven Arbeitgebers zu verdienen. Es geht darum, einen funktionierenden Employer Branding Prozess zu entwickeln, der alle Touchpoints vor, während und nach der Einstellung von neuem Personal abdeckt.
Mit Analysen zur EVP
Damit dieser Prozess überhaupt erst ins Rollen kommt, muss sich ein Unternehmen zuerst mit sich selbst auseinandersetzen. Erst wenn ein realitätsgetreues Abbild des Unternehmens in Form einer «Employer Value Proposition» (EVP) erstellt wurde, kann das Employer Branding darauf aufgebaut werden. Wie der Name schon sagt, geht es hier zu Beginn um das Versprechen, welches der Arbeitgeber an seine aktuellen, aber auch zukünftigen Mitarbeitenden richtet. Für eine effektive EVP ist es zentral, dass die Interessen, Haltungen, Werte und Bedürfnisse der internen und externen Beteiligten miteinbezogen werden. Weiter ist es für das Unternehmen wichtig, dass es die eigenen Stärken und Schwächen identifiziert. Denn nur wer seinen eigenen Standpunkt und seine Werte kennt, kann andere von diesen überzeugen. Viele Führungspersonen wagen zu behaupten, dass die eigenen Unternehmenswerte klar definiert, allen Mitarbeitern bekannt und für Stakeholder erkennbar sind. Aber ist dies tatsächlich der Fall?
In Form von verschiedenen Analysen können Organisationen evaluieren, wie sie intern aber auch extern wahrgenommen werden und ob sich diese Antworten mit den Vorstellungen des Unternehmens decken. Diese Evaluation kann auf ganz pragmatische Weise in Form von Mitarbeiterbefragungen erfolgen, aber auch durch tiefergehende Analysen, welche eine Organisation bis ins kleinste Detail unter die Lupe nehmen. Die Grösse des Unternehmens und dadurch auch das Budget bestimmen, wie ausführlich die Analyse durchgeführt wird. Ganz wichtig ist hier, dass die verantwortlichen Personen offen gegenüber jeglicher Art von Lob und Kritik sind. Denn sowohl das positiv sowie auch negativ Erwähnte gilt es zu berücksichtigen, auszuwerten und auf dieser Auswertung aufbauend die Employer Value Proposition zu formulieren. Dadurch wird der Marke die entscheidende Glaubwürdigkeit und Authentizität verliehen. Eine Organisation soll nicht etwas darstellen, das sie nicht ist.
Wenn all die notwendigen Informationen gesammelt wurden, gilt es aus diesen und basierend auf der Corporate Culture die EVP zu formulieren. Ziel ist es, ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens zu entwickeln und sich somit von den konkurrierenden Unternehmen abzuheben. Es geht darum, den Kern der Marke trennscharf zu definieren und dadurch eine genaue Positionierung der Arbeitgebermarke zu ermöglichen. Ein Aspekt, der auch in der Arbeit der HI Schweiz eine zentrale Rolle einnimmt. Wenn wir Markentransformationen und ‑entwicklungen vornehmen, ist die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Gegenwart unumgänglich, damit schlussendlich eine zukunftsstarke Marke entstehen kann. Eine solche Marke ist glaubwürdig, einprägsam und vor allem auch einzigartig. Die Werte, welche diese Eigenschaften widerspiegeln, sollen inhaltlich und visuell ausgedrückt werden und so die Unternehmensmarke erlebbar machen.
Die Marke erlebbar machen
Die entwickelte Marke muss nun in eine nach innen und aussen gerichtete Kommunikation überführt werden. Das wäre der Teil, welcher oftmals als Personalmarketing bezeichnet wird. Somit konzentriert man sich in diesem Schritt auf operative Tätigkeiten, d.h. um die konkrete Umsetzung von Massnahmen. Genauso wie die gesamte Employer Branding Strategie individuell ist, so sind es auch diese Massnahmen.
Wichtig ist, dass die Kommunikationsmittel entsprechend der Marke und den momentanen Entwicklungen gewählt werden. Im Zuge der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung findet Employer Branding heutzutage immer häufiger online statt. Verschiedenste Social-Media-Kanäle wie LinkedIn oder Instagram, aber auch die eigene Website stellen eine Art «24 / 7 digitale Visitenkarte» dar. Stelleninserate sind zwar immer noch analog in diversen Zeitungen zu finden, werden aber zusehends digital und vor allem auch mit Bewegtbild aufgeschaltet, da auf diesem Weg schlichtweg mehr potenzielle Arbeitnehmer:innen angesprochen werden. Der demografische Wandel und die damit verbundenen neuen Anforderungen verändern den Arbeitsmarkt und wie sich Unternehmen auf diesem zu verhalten haben, um weiterhin den Bedarf an qualifizierten Mitarbeitenden abdecken zu können.
Überzeugen und Vorteile generieren
Neben der erleichterten Rekrutierung aufgrund einer authentischen Arbeitgebermarke erfüllt das Employer Branding für Unternehmen auch eine Bindungsfunktion. Die Arbeitgebermarke soll nicht nur für potenzielle Arbeitskräfte, sondern auch für bestehende Mitarbeitende attraktiv sein. Denn die Mitarbeitenden sind das Rückgrat jedes Unternehmens und sollten demnach auch als solches gesehen werden. Arbeitnehmer:innen sollen sich mit der Marke identifizieren und die Werte teilen können. Während früher Löhne und Boni die treibenden Faktoren bei der Arbeitssuche waren, sind es heute mehr und mehr auch qualitative Werte, Grundhaltungen und eine passende Unternehmenskultur, mit welchen potenzielle Mitarbeiter:innen angeworben werden können.
Im Zuge der veränderten Arbeitsmarktbedingungen wird das Arbeitgeberimage immer wichtiger. Auch wenn die Implementierung eines Employer Brandings ein kosten- und zeitintensiver Prozess sein kann, ist er dennoch in Anbetracht aller Entwicklungen nahezu unumgänglich. Die Auseinandersetzung mit der momentanen Realität des Unternehmens und die anschliessende Verknüpfung mit den Visionen ermöglicht es, eine Arbeitgebermarke zu entwickeln, die sowohl eine Differenzierungs‑, Rekrutierungs- als auch Bindungsfunktion erfüllt. Durch das Erarbeiten einer aussagekräftigen Employer Value Proposition kann sich ein Arbeitgeber auf dem konkurrierenden Markt abheben. Wenn ein Unternehmen aufgrund ihrer vermittelten Werte und Charakteristika aus der Masse heraussticht, erleichtert dies die Rekrutierung neuer Arbeitskräfte. Mit einem authentischen und ehrlichen Employer Branding werden die Arbeitnehmer:innen angesprochen, die tatsächlich zum Unternehmen passen. Auf diese Weise werden sich die Mitarbeiter:innen mit dem Unternehmen und dessen Werten identifizieren – es soll eine langfristige Mitarbeiterbindung entstehen.
Ein funktionierendes Employer Branding bzw. eine schlussendlich attraktive Arbeitgebermarke bietet auf lange Sicht viele Wettbewerbsvorteile für ein Unternehmen. Durch die geringe Fluktuation der Arbeitnehmenden entsteht eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und die Arbeitsproduktivität steigert sich. Weiter ergibt sich aus diesen Faktoren ein verbessertes Unternehmensimage, was den Bekanntheitsgrad und die Grösse des Bewerberpools erhöhen wird.
Wichtig anzumerken ist, dass Employer Branding kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Gerade das Aufnehmen und Verarbeiten der Meinungen der internen und externen Beteiligten sowie das Überführen in eine Employer Value Proposition benötigt Zeit. Auch die oben erwähnten Wettbewerbsvorteile werden nicht mit sofortiger Wirkung eintreffen, sondern erst nach und nach zu erkennen sein. Und auch wenn diese eingetroffen sind, gilt es, die funktionierende Employer Brand nachhaltig und zukunftsorientiert zu bewirtschaften.